Auf der einen Seite das Amazonastiefland, die grüne Lunge Südamerikas. Ein unbegreifbar weites Areal, durchzogen vom größten Fluss der Welt und weiteren unzähligen Wasserläufen.
Oft unerforscht und geheimnisvoll, ein pulsierender Organismus, der dem Wissenschaftler auf Schritt und Tritt neue Arten wie auf einem Präsentierteller darbietet. Es ist älter als unsere Vorstellungskraft und mystischer als unsere größten Geheimnisse.
Auf der anderen Seite eine pulsierende Weltstadt – Wien, hunderte von Jahren alt, voll mit Traditionen und Kultur. Ein Dschungel aus Stein, mit einer bewegten Geschichte, älter als unser Wissen um die Neue Welt selbst. Dort der Amazonas, hier der Wienfluss.
Dort vielfältiges Leben in den Bäumen und im Wasser, hier multikulturelles Leben zwischen Häusern und auf den Straßen. Geheimnisvoll und alt sind sie beide, ebenso schön und manchmal wild: Der Amazonasdschungel und Wien…
Was lag also näher, als diese beiden unterschiedlichen und doch so ähnlichen Lebensräume zusammenzuführen und einen kleinen Ausschnitt des Amazonas ins Haus des Meeres nach Wien zu holen? Genau das ist nun geschehen.
Wenn man die neue Amazonas-Dschungel-Passage im Haus des Meeres betritt, befindet man sich unter einem Urwaldriesen, an dem geheimnisvolle Aufsitzerpflanzen gedeihen und lange Bärte seltsamer Pflanzen herabhängen.
Blühende Bromelien und Orchideen, moosbewachsene Äste von denen Wasser tropft, Wasserfälle und eine grüne Wand aus undurchdringlichem Blattwerk vervollständigen das Bild, das man typischerweise vom südamerikanischen Urwald hat.
Im Blattwerk kann man neben kleinen Anolis-Echsen auch gut getarnte Stirnlappenbasilisken – ja, Wien hat wieder Basilisken! – erkennen, die bei Gefahr einfach über die Wasseroberfläche zu laufen vermögen.
Aus dem nirgendwo stürzt ein Wasserfall in einen einsehbaren Bach über dem Besucherpfad. Über Kaskaden fällt dieses Wasser dann weiter hinab in das Kernstück des Dschungels, ein 15.000 Liter umfassendes Amazonas-Aquarium.
Wo Licht es schafft, das Blätterdach des Urwaldriesen zu durchdringen, wachsen Unterwasserpflanzen; im Dunkeln dagegen herrscht ein Gewirr aus Wurzeln und Bäumen. Das Wasser ist braun wie Tee, voll mit Stoffen, die es aus dem toten Holz laugt.
Im Wasser herrscht der König der Amazonasfische, der Diskusbuntbarsch über sein Gefolge, darunter das Volk der Salmler. Kleine, bunte Gesellen, mit zum Teil ungewöhnlichen Gewohnheiten. Manche schwimmen mit dem Kopf nach unten, andere wiederum mit Blick nach oben.
Einige fliegen bei Gefahr einfach davon, und andere wiederum vertrauen dem Kindergarten Wasser nicht. Sie springen hoch und kleben ihre Eier auf Blätter über der Wasseroberfläche. Zahlreich ist auch das Volk der Welse vertreten, mehr oder weniger die, die sich um die Sauberkeit im Reich sorgen.
Demutsvoll arbeiten sie meist nachts, säubern Fels, Holz, Sand und Blätter. Manche von ihnen sehen einander täuschend ähnlich obwohl sie nicht näher miteinander verwandt sind. So tauchen sie einfach in der Masse der anderen unerkannt unter…
Nicht zu vergessen, das adelige Volk der Buntbarsche, verwandt mit dem König selbst, darunter der Hohe Segelflosser. Beinahe arrogant wirkt er mit seiner Sattelschnauze, so, als hätte er die Nase gerümpft…
Dies war der Versuch, das Gefühl zu beschreiben, das jemand verspürt, der sich in der neuen Amazonas-Dschungel-Passage befindet und diese mit allen Sinnen erlebt. Wenn man die blumige Sprache nüchtern beiseite lässt, handelt es sich bei all diesen Fischen um typische Vertreter des Amazonas, und obwohl über manche von ihnen viel bekannt ist, sind doch noch viele Bereiche ihres Lebens unerforscht.
Als Besucher kann man selbst einiges entdecken. Hinsetzen, entspannen, genießen und beobachten lautet das Motto der neuen Amazonas-Dschungel-Passage im Haus des Meeres. Es ist absolut spannend, wen interessieren da schon die nackten Zahlen und Fakten, wie z.B.:
6 Monate Bauzeit >1000 Fische 15.000 Liter Inhalt € 200.000.- Baukosten
Quelle: Haus des Meeres