Risiko: Veraltete Tips zur Reparatur defekter Festplatten in Internetforen

Bochum (pts024/15.10.2015/16:10) – Nach einem Defekt der Festplatte bemühen sich viele Anwender um Ursachenforschung in Internetforen. In vielen dieser Foren sind jedoch viele Tipps vorhanden, die auf Mythen basieren, sehr stark veraltet oder komplett falsch sind. Die Spezialisten der KUERT Datenrettung Deutschland GmbH haben sich einiger dieser Gerüchte angenommen und klären zu den Hintergründen dieser oft fragwürdigen Hilfestellungen auf.

1. Runterkühlen oder erhitzen defekter Festplatten im Kühlschrank / Eisfach oder Ofen

Immer wieder weisen Nutzer in Foren darauf hin, dass defekte Festplatten sich durch Einfrieren oder Erhitzung reparieren lassen. Anwender deren Festplatte defekt ist und die sich an diesen Tips orientieren, sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass sie durch diese Vorgehensweise bereits bestehende Beschädigungen noch stärker verschlimmern können.

Was jedoch genau sind die Ursachen und Wirkungen solcher fragwürdigen Tipps?

Was den Tipp des Einfrierens oder Erhitzens von defekten Festplatten angeht, so muss man etwas in der Historie von Festplattentechnologie zurückspringen, denn hier liegen die eigentlichen Wurzeln dieses Gerüchts. Damals war die Datendichte / Magnetscheibe in einer Festplatte wesentlich geringer, als dies heutzutage der Fall ist. Dementsprechend entstanden einige Theorien, so zum Beispiel, dass plötzliche Temeraturschwankungen im Innern einer Festplatte dazu führen sollen, dass das Material sich ausdehnt bzw. wieder zusammenzieht. So finden sich einige Theorien, die in diese Richtung gehen, dass ein Einfrieren der Festplatte es ermöglichen solle, den defekten Spindelmotor einer Festplatte wieder in Gang zu setzen. Weitere Mythen in diesem Bereich zufolge soll das Einfrieren es ermöglichen, dass man einen zeitweiligen Zugriff auf Daten erhält, wenn Festplatten im laufenden Betrieb zu heiß werden und man deshalb auf diese nicht zugreifen kann. Andere Theorien beziehen sich auf den Schutzfilm über den Magnetscheiben, das sogenannte Lubrikant, mit einer durchschnittlichen Stärke von ca. 2nm. Die Absenkung von Temperaturen soll gemäß dieser Theorien dazu führen, dass die am Lubrikant festgeklebte Schreib-Leseköpfe sich durch den Temperaturwechsel wieder lösen sollen. Das bei der Versiegelung von Magnetscheiben eingesetzte Lubrikant besteht üblicherweise aus einer Art Perfluoropolyether, die Übergangstemperatur, bei dem die Polymerketten ihre Elastizität verlieren, liegt im Bereich von -60 bis -120 Grad Celsius.

Beim Einfrieren einer Festplatte bilden sich Kondensatzionsrückstände auf den Magnetscheiben und verhindern eine fehlerfreie ferromatnetische Funktionsweise. Um Daten lesen zu können, dürfen keinerlei Partikelrückstände vorhanden sein. Zudem bilden sich auch Rückstände auf den elektronischen Bauteilen und Leiterbahnen von Festplatten. Wer Kondensation bei seinen Do-It-Yourself-Aktivitäten somit nicht einkalkuliert und solche Platten im Anschluß zu früh einschaltet, läuft stark Gefahr, dass die Festplatte dies mit einem Kurzschluss auf der Platine quittiert.

Somit ist von einem Einfrieren oder Tiefkühlen von defekten Festplatten zwingend abzuraten.

Bei Festplatten, die im laufendem Betrieb zu heiß werden, was selten vorkommt, ist dies zumeist einer fehlerhaften Platine geschuldet. Datenrettungslabore lösen diese Art von Defekten in der Regel recht erfolgreich. Dabei wählen sie jedoch gänzlich andere Vorgehensweisen, die hierbei weniger invasiv für den Gesamtzustand der Festplatte und dabei wesentlich erfolgreicher sind.

Zusammengefasst: Forenbeiträge beruhen zumeist auf Mythen, die vielleicht bei dem einen oder anderem vor 10-15 Jahren funktioniert haben. Wer diesen Beiträge von Unbekannten Vertrauen schenken will, der kann dies gerne tun, sollte sich jedoch stets darüber im Klaren sein, dass er hierdurch bereits bestehende Beschädigungen an Festplatten Laufwerken oftmals noch verstärkt und im Falle eines Misserfolgs auch die erfolgreichsten Datenrettungslabore vor unlösbare Aufgaben stellen kann.

2. Ein kräftiger Schlag auf die Festplatte und sie fährt wieder an

Forenbereiche des Internets sind voll von Gerüchten und Mythen. So berichten Nutzer u.a., dass ein Schlag auf defekte Festplatten diese wieder in einen funktionierenden Zustand versetzen soll. Betrachtet man es rein technisch, dann gibt es sogar einen technischen Hintergrund, bei dem diese These sogar funktionieren kann. Das Problem hierbei ist jedoch, dass die Art von Festplatten, die solch eine grobe Vorgehensweise verzeihen würde, schon seit 10-15 Jahren nicht mehr produziert wird. Kräftige Schläge oder starkes Schütteln defekter Festplatten verschlimmern existente Beschädigungen gravierend und sind in keinster Weise empfehlenswert.

Der Ursprung des Gerüchts liegt irgendwo in den späten 90er Jahren. Damals gab es bei manchen Festplatten die Eigenheit, dass die Schreib-Leseköpfe der Festplatten unter bestimmten Umständen am Lubrikant der Festplatte festklebten. In Teilen waren dies die Folgen eines vorher einsetzenden Headcrashs der Festplatte. Das Festkleben der Köpfe am Lubrikant verhinderte ein Anfahren der Festplatte. Ein Schlag auf die Festplatte sollte in diesem Szenario eine Erschütterung auslösen, so dass sich die Köpfe wieder lösen und der Spindelmotor der Festplatte wieder drehen konnte. Bereits damals jedoch bereitete diese Vorgehensweise den meisten Nutzern mehr Schaden als wirklichen Nutzen und ging oftmals Hand in Hand mit großen Datenverlusten als direkte Folge dieser Art von Rettungsversuchen.

Jeder Schlag auf eine Festplatte, sei sie nun alt oder aktuell, führt in der Konsequenz zu einer direkten Beschädigung der Magnetoberflächen und entsprechenden Kratzern auf den Scheiben. Jedes Daten-Bit, was innerhalb und direkt außerhalb dieser Kratzer liegt, ist unwiederbringlich verloren. Bei aktuellen externen Festplatten, die zum Beispiel hochkant betrieben werden, reicht ein einfaches Umfallen im laufenden Betrieb, um schwerwiegende Oberflächenbeschädigungen hervorzurufen.

3. Platten-Stapelwechsel bei defekten Magnetscheiben einer Festplatte

Ein weiteres Gerücht, was sehr häufig mittels Forenbeiträgen transportiert wird, ist der Plattenstapelwechsel. So wird häufig kolportiert, dass man diesen sehr einfach durchführen könne, um eine defekte Festplatte zu reparieren, indem man die Scheiben einfach in ein baugleiches Gehäuse setzt. Die Wahrheit ist, dass Datenrettungslabore den Platten-Stapelwechsel nur sehr selten und nur bei einer bestimmten Art des Defekts der Festplatte einsetzen. Zudem sind für einen Plattenstapelwechsel spezielle Werkzeuge und Mechanismen unumgänglich. Zumeist dann, wenn es direkte Probleme mit dem Antriebsmotor der Festplatte gibt, was eher selten der Fall ist. Bei modernen Festplatten werden mehrere Magnetscheiben eingesetzt und jeder Anwender, der sich hieran versucht, wird die Rettungschance durch ein Labor zunichte machen. Die Magnetscheiben sind herstellerseitig auf einer Achse ausgerichtet und bis auf ein µ genau ohne Kennzeichnung kalibriert. Wer hier etwas verstellt, zerstört jegliche Chance auf eine Rettung durch ein Labor.

Ein weiteres Gerücht ist das Auslesen magnetischer Informationen mittels Laser-Technik. Zwar gibt es Forschungsansätze, die sich hiermit beschäftigen, jedoch steckt diese Technologie noch in den Kinderschuhen der theoretischen Grundlagenforschung und ist somit für den praktischen Einsatz in der Datenrettung untauglich.

4. Datenrettung sei durch die Herstellergarantie abgedeckt

Einige Anwender gehen auch davon aus, dass die Kosten der Datenrettung einer ausgefallenen Festplatte durch die Herstellergarantie abgedeckt seien. Dies ist falsch, denn aus den Garantiebedingungen der Hersteller lässt sich entnehmen, dass diese für enstehende Datenverluste oder Beschädigungen an den Speichermedien nicht verantwortlich gemacht werden können und sich somit auch nicht dazu verpflichten, beschädigte Festplatten zu reparieren, sondern diese lediglich austauschen, so der Garantieanspruch als berechtigt anerkannt wird. So betrachtet, steht jeder Anwender in der Pflicht, seine Daten regelmäßig zu sichern, da ein plötzlicher Ausfall einer Festplatte, sei es aus Materialverschleiß oder eigenem Verschulden, jederzeit auftreten kann.

5. Defekte Festplatten-Elektronik – Reparieren durch einfachen Austausch der Platine

Dieser Mythos stimmt nur teilweise. In der Praxis gab es tatsächlich mal eine Phase, in der ein Austausch einer ausgefallenen, baugleichen Elektronik von sehr alten Festplatten (häufig < 300 GB) durchaus Aussicht auf Erfolg hatte. Bei allen Festplatten größer 300 GB funktioniert dies jedoch nicht, im Gegenteil. Hier kann der Tausch einer baugleichen Platine zu einer deutlicheren Ausprägung des bestehenden Schadensbilds führen. Augenscheinlich mag die ausgetauschte Elektronik zwar baugleich sein, jedoch gilt dies nicht für die in ihr gespeicherten und in Teilen einzigartigen Informationen. Hierzu zählen wichtige Betriebsparameter, die auch bei Festplatten innerhalb einer Modellserie abweichen können. Zu den Betriebsparametern von Festplatten zählen Parameter zur eingesetzten Firmware und Informationen zu den Schreib-Leseköpfen der Festplatte, sowie fehlerhafte Einträge wie defekte Sektorenlisten im Bereich der Service-Area der Platte. Zwar mag ein Austausch einer defekten Elektronik eine Festplatte dazu bewegen, dass diese wieder anläuft. Einen Zugriff auf die Daten erhält man hierdurch dennoch nicht, denn über ein leises Klicken der Festplatte wird kein Anwender an aktuellen Modellen hinauskommen. Verantwortlich hierfür sind die im ROM der Platte abgelegten spezifischen technischen Betriebsparameter. Diese sind als einzigartig anzusehen. Durch einen Austausch der Platine jedoch können diese wichtigen Parameter jedoch nicht übernommen werden. Sie müssen kopiert werden. Ohne technisches Know-How und entsprechende kostspielige Werkzeuge wird ein Anwender nicht in der Lage sein, den Datenzugriff durch einen Platinentausch herzustellen. Im Gegenteil. Durch falsche Parameter die nach Austausch der Festplatten-Platine übertragen werden, können diese auch Beschädigungen an der Firmware der Festplatte selbst auslösen und bis zur Unrettbarkeit der Festplatte führen. 6. Eine defekte Festplatten-Mechanik lässt sich mit Software-Programmen “reparieren” Falsch. Wenn immer die Ursache eines Festplatten-Defekts eine ausgefallene Mechanik ist, dann sollte man dies unter keinen Umständen mehr anschalten oder den PC hochfahren. Sind die Schreib-/ Leseköpfe der Festplatte erst einmal beschädigt, so ist auch das Riskio von Folgeschäden durch erneute Inbetriebnahme der Festplatte besonders hoch. Schlimmstenfalls kann ein mehrmaliges Anschalten der Festplatte dazu führen, dass diese dann auch für ein professionelles Datenrettungslabor nicht mehr rettbar ist. Bei Festplatten, die schon im BIOS nicht angezeigt werden, sollten keine weiteren Versuche unternommen werden, um die Daten mittels eine Rettungssoftware wiederherzustellen. Hier gilt, was im BIOS nicht erkannt wird, das kann grundsätzlich auch nicht angesprochen werden, sprich es ist für jegliche Art von Betriebssystem unerreichbar, gleichgültig, ob dieses von einer Festplatte oder über ein Boot-Medium gestartet wurde. Dies gilt nicht nur für Festplatten, sondern für alle Arten von Datenträgern. Kann ein Anwender einen physikalischen Defekt der Festplatte ausschließen, z.B. weil Dateien, Ordner oder Partitionen versehentlich gelöscht wurden, so ist es durchaus sinnvoll, einen Versuch zur Rettung der verlorenen Daten mittels einer Wiederherstellungssoftware zu starten. Empfehlenswert ist es, diesen Versuch jedoch an einem zuvor erstellten Image des Originaldatenträgers durchzuführen. Selbst den meisten IT-Fachhändlern ist dieses Prozedere zu umständlich und zeitintensiv, dabei stellt das Imaging jedoch die Basis-Grundlage für jede Art von Wiederherstellung, Rettung oder auch nur der Analyse von Speichermedien dar. 7. Nach Formatierung der Festplatte sind Daten permanent verloren Auch hierbei handelt es sich um einen Mythos. Das Formatieren einer Festplatte, löschen einer Datei oder eines Ordners, löscht zwar den physikalischen Eintrag aus dem Inhaltsverzeichnis, nicht jedoch die physikalischen Inhalte der Datei als gespeicherte Information auf den Magnetscheiben der Platte selbst. Insofern ist eine umfassende Wiederherstellung der Daten direkt nach durchgeführter Formatierung oder Löschung einer Festplatte zumeist möglich. Gültig ist dies für jede Art von logischer Beschädigung einer Festplatte. Dennoch gibt es Situationen, bei denen ein logischer Defekt einer Platte nur das Symptom für eine physikalische Beschädigung der Festplatte darstellt. Hierbei sind Bereiche auf der Festplatte dann physikalisch beschädigt und können nicht mehr gelesen werden. Die gemeldeten Lesefehler der Festplatte stellen dann eine Indikation für den Nutzer auf eine physikalisches Problem der Platte dar. Besonders, wenn die Zahl der schlechten Sektoren im Leseprozess plötzlich zunehmend ansteigt, ist große Vorsicht geboten, denn physikalisch beschädigte Sektoren sind für Anwender normalerweise nicht rettbar. Logische Defekte am Dateisystem, z.B. bei allen Arten von Überschreibungsszenarien nach erneuter Installation eines Betriebssystems, stehen immer im Kontext zur Gesamtkapazität des zu rettenden Datenträgers und dem Datenvolumen der neu geschriebenen Daten. Zusätzlich spielt dann noch der Fragmentierungsgrad sowie die physikalische Positionierung der wiederherzustellenden Alt-Daten eine Rolle. Auch die spezifischen Eigenschaften einer Datei sind maßgeblich für gute oder schlechte Wiederherstellungsergebnisse, z.B. bei TrueCrypt-Partitionen oder Containern, die auf defekten Sektoren liegen und bei denen somit Inhalte fehlen. Dadurch, dass die Dateninhalte verschlüsselt sind, ist der Container als Ganzes für einen Datenzugriff unzugänglich und kann dann als Konsequenz nicht geöffnet werden. Zu den Dateicharakteristika zählt natürlich auch der Dateityp. Jede Rettungssoftware erkennt Dateiendungen wie jpg, gif, png, doc, xls. Mit exotischeren Dateitypen, wozu zum Beispiel schon Kameraaufnahmen im RAW-Format zählen, trennt sich die Spreu vom Weizen hinsichtlich der Qualität und der Erkennungsrate einer Rettungssoftware. Je spezieller oder ungewöhnlicher ein Dateiformat ist, desto wichtiger ist es zu prüfen, ob die Wiederherstellungssoftware diese Art von Dateitypen überhaupt erkennen kann. Ganz gleich, ob Sie Ihre Daten nun aus beruflichen oder privaten Gründen zurück benötigen, sofern gesammelte oder erstellte Daten Ihnen wichtig sind, wenden Sie sich an ein professionelles Labor zur Datenrettung, um eine bestmögliche Chance zur Wiederherstellung Ihrer verlorenen Daten aufrechtzuerhalten. Die gilt ganz speziell für jede Art von physikalischer Beschädigung von Speichermedien. Exakt in diesem Segment passieren die meisten Fehler, bei denen Anwender aus Kostengründen und durch unsachgemäße Vorgehensweise bei Do-It-Yourself-Rettungsversuchen die letzte Chance auf eine Datenrettung durch ein professionelles Labor verspielen. Fazit zu den Mythen in der Datenrettung Viele Tipps, über die man in Internetforen stolpert, haben ihren Ursprung vor ca. 10-15 Jahren und haben in Einzelfällen vielleicht auch mal mit mehr Glück als Verstand für den einen oder anderen Anwender funktioniert. Die Mehrzahl der Anwender wird heute wie damals jedoch mehr Schaden anrichten, als dass es ihnen Nutzen stiften wird. Insbesondere, da die Datendichte pro Magnetscheibe in den letzten Jahren gravierend gestiegen ist. Wem nach einem Defekt der Festplatte die Daten wichtig sind, der sollte ein Daten-Rettungslabor konsultieren – keinen Freund, keinen Nachbarn und auch keinen IT-Studenten oder IT-Fachhändler. Nur Rettungslabore verfügen über die Ausstattung und das Wissen, das erforderlich ist, professionell mit allen Arten von Beschädigungsszenarien an Festplatten umzugehen, seien sie logischer oder physikalischer Natur. Link zur Originalmeldung: http://www.kuert-datenrettung.at/pressemeldungen/mythen-zur-datenrettung (Ende) Aussender: KUERT Datenrettung Deutschland GmbH Ansprechpartner: Martin Eschenberg Tel.: +49 -0-234 – 96 29 0 -391 E-Mail: martin.eschenberg@datenambulanz.de Website: www.kuert-datenrettung.at