GIN: Dächer besser steil als flach ausführen

Ostfildern (pts010/16.12.2015/10:00) – Meinungsumfragen zufolge findet die Mehrheit aller Hausbesitzer das Wohnen unterm Dach urgemütlich. Warum in Deutschland trotzdem immer mehr Einfamilienhäuser mit einem Flachdach geplant werden, ist für Hans-Werner Backes, Obmann im Marketing-Ausschuss des GIN, ein Rätsel. Im Gespräch mit dem Experten für Nagelplattenbinderkonstruktionen suchen wir nach einer Erklärung für den Trend, sich mit “halben Häusern” zu begnügen.

Redaktion: Herr Backes, laut einer aktuellen Markterhebung, die die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte zusammen mit dem Interessenverband Nagelplatten in Auftrag gegeben hat, ist insbesondere beim Bau von Einfamilienhäusern mit zunehmender Beliebtheit von Flachdächern zu rechnen. Woher kommt das? Hans-Werner Backes: Der so genannte Bauhausstil geht auf den Architekten Walter Gropius zurück, der durch kubische, streng symmetrische Baukörper das Wohnen auf funktionale Aspekte reduzierte. In Deutschland kamen Flachdächer in den 1960er und 1970er Jahren in Mode. Derzeit erleben sie eine Renaissance. Fakt ist aber – und das wird bei der Entscheidung für die eine oder andere Dachform von privaten Bauherren oft übersehen -, dass jede Flachdachkonstruktion eine vielschichtige bautechnische Herausforderung darstellt. Ein Flachdach dauerhaft dicht und bauphysikalisch funktionsfähig auszuführen, ist eine Kunst, die der planende Architekt, das Bauunternehmen und der ausführende Handwerksbetrieb schon beherrschen sollten.

Redaktion: …sollten?!? Haben Sie an der Praxistauglichkeit von Flachdachkonstruktionen Zweifel? Hans-Werner Backes: Man muss kein Professor sein, um sich vor Augen zu führen, dass Herbstlaub, Tannennadeln, Moos und natürlich der Schnee im Winter auf flachen Dächern einfach liegen bleiben. Das geht an der Abdichtung nicht spurlos vorüber. Durchbiegungen der Tragkonstruktion können die Folge sein – und oben auf dem Dach bilden sich mit der Zeit immer größere Pfützen. Ernst wird es, wenn der Dachaufbau bauphysikalisch fehlerhaft geplant wurde oder die Dichtungsebene beschädigt ist. Dann bildet sich Kondensat unter der Abdichtungsbahn oder es laufen große Mengen Wasser selbst durch kleine Löcher in die Konstruktion. Solche Durchfeuchtungen sind besonders häufig zu beobachten, wenn das Dach mit einer zu geringen Neigung oder sogar gänzlich ohne Gefälle geplant und ausgeführt wurde.

Redaktion: Aber gibt es denn nicht längst geeignete Bauausführungen und bewährte Materialien, die auch bei Flachdachkonstruktionen für einen dauerhaft sicheren Schutz vor Niederschlägen sorgen? Hans-Werner Backes: Wir müssen zwischen belüfteten und unbelüfteten Flachdachkonstruktionen unterscheiden: Bei den heute weit verbreiteten unbelüfteten Flachdächern erfordert eine mit Sicherheit bauphysikalisch funktionsfähige, dauerhaft dichte Konstruktion immer eine zweite Dachabdichtungsebene auf der Unterseite der Dämmung; das bedeutet, die gesamte Dämmung wird als Aufdachdämmung ausgeführt. Solche Maßnahmen wirken sich natürlich auch auf den Preis aus, der oft höher ausfällt, als sich mancher Bauherr vorstellen möchte. Mit Blick auf die Bauphysik ist es meines Erachtens besser, belüftete Flachdächer mit hinreichendem Gefälle und hoher Lüftungsebene zu bauen: 12 cm nach DIN 68800-2.

Redaktion: Von der Kostenseite her müsste ein Haus mit Flachdach eigentlich deutlich billiger sein als mit Sattel- oder Walmdach. Schließlich fehlt da oben ja ein Geschoss… Hans-Werner Backes: Ein Trugschluss! Wer glaubt, ein Flachdach sei preiswerter als ein Steildach zu planen und zu errichten, irrt. Nur weil der Bauherr beim Hausbau auf eine über viele Jahrzehnte weitgehend wartungsfreie Steildachkonstruktion als zusätzlichen Speicher, Ausbaureserve für später oder ggfs. sofort vermietbare Dachgeschosswohnung verzichtet, heißt das nicht, dass Flachdachkonstruktionen automatisch weniger kosten würden. Ich kann nur jedem Bauherrn raten, sich vorher schlau zu machen und alle Varianten sorgfältig zu vergleichen. Sonst ärgert er sich irgendwann womöglich, dass er nichts auf den Speicherboden packen kann und es für den Nachwuchs an Rückzugsmöglichkeiten mangelt. Ein ausgebauter Keller ist aus meiner Sicht auch kein Ersatz für ein Studio unterm Dach, für das man im Laufe des Lebens vielerlei Verwendung findet.

Redaktion: Aber kostet es denn nicht einen stattlichen Betrag extra, bei einem Neubau das Dachgeschoss gleich als ausbaufähige Raumreserve zu planen und das Tragwerk darauf auszulegen? Hans-Werner Backes: Nicht unbedingt. Durch die Entscheidung für ein Dachtragwerk aus Nagelplattenbindern können Bauherren im Vergleich zu herkömmlichen Dachkonstruktionen in nennenswertem Umfang sparen. Die Preisersparnis resultiert wesentlich aus der industriellen Vorfertigung aller Tragwerkselemente in geschlossenen Hallen und dem geringeren Holzanteil pro Binder. GIN-Mitgliedsunternehmen liefern jedes Dachtragwerk richtfertig aus einer Hand; die statische Bemessung und Werkstattplanung ist dabei immer inklusive. Das Honorar für Planung und Statik der Dachkonstruktion fällt somit weg, was die Gestehungskosten ebenfalls verringert.

Redaktion: Für Architekturbüros, Hausbauunternehmen und Bauherren ist das ein Argument, das für Tragwerke aus Nagelplattenbindern spricht. Wie steht es dabei aber um die Qualität der Tragwerksausführung? Muss man für eine preiswerte Lösung nicht an anderer Stelle Abstriche machen? Hans-Werner Backes: Bei Dachtragwerken aus Nagelplattenbindern definitiv nicht. Die Bauausführung eines Nagelplattenbinderdachs, das von einem GIN-Mitgliedsunternehmen geplant und gefertigt wird, ist anerkanntermaßen mindestens genauso robust wie jedes handwerklich gezimmerte Tragwerk. Das garantieren schon die strengen Qualitätsanforderungen des RAL-Gütezeichens 601 Nagelplattenprodukte, denen sich alle Mitglieder der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte unterwerfen. Damit nicht genug, erstreckt sich das RAL-Gütezeichen 601 sowohl auf die Herstellung der Nagelplattenbinder als auch, und das ist neu, bei immer mehr Betrieben zusätzlich auf die Montage. Für beide Leistungsbereiche – die Fertigung und die Montage – existieren strenge Qualitätsanforderungen, deren Einhaltung von neutralen Sachverständigen gewissenhaft überprüft wird.

Redaktion: Noch eine Frage zu guter Letzt: Kann man mit Nagelplattenbindern eigentlich auch Tragwerke für Flachdächer konstruieren? Hans-Werner Backes: Selbstverständlich! Von der statischen Belastbarkeit her ist das überhaupt kein Problem. Nagelplattenbindertragwerke bieten für den Flachdachbau sogar konkrete Vorteile: Beispielsweise lässt sich durch die statisch bedingte Nutzhöhe der Binderkonstruktion ein größeres Gefälle realisieren. Auch ist im Bereich der Binder-Obergurte eine Belüftung mit ausreichend hohem Lüftungsquerschnitt einfach realisierbar, die bauphysikalisch erhebliche Sicherheiten bietet.

Redaktion: Herzlichen Dank, Herr Backes, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben!

GIN-Mitglieder zeigen gern, was im modernen Tragwerksbau alles möglich ist. Die Adressen aller Firmen, die der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und dem Interessenverband Nagelplatten e.V. angehören, stehen nach Postleitzahlen geordnet im Mitgliederverzeichnis auf der Verbandswebsite http://www.nagelplatten.de . Für nähere Auskünfte kann man sich auch an die GIN-Geschäftsstelle c/o FORUM HOLZBAU, Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern oder per E-Mail an gin@nagelplatten.de wenden.

Über den GIN >Starke Verbindungen!< Nach dieser Maxime handeln die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und der Interessenverband Nagelplatten e.V. für annähernd 50 Hersteller und Verarbeiter von Nagelplatten und Nagelplattenprodukten: "Nagelplatten werden vor allem im Dach- und Wandbereich von Wohnhäusern, Supermärkten, Gewerbe-, Produktions- und Lagerhallen, landwirtschaftlichen Gebäuden, öffentlichen Einrichtungen wie Sporthallen sowie für Brückenschalungen etc. als extrem belastbare Verbindungsmittel eingesetzt", erläutert GIN-Geschäftsführer Thomas Schäfer. Das "RAL-Gütezeichen Nagelplattenprodukte" führen alle Betriebe, die auch Mitglied der Gütegemeinschaft sind. Es umfasst die Herstellung von Nagelplattenprodukten und kann sich darüber hinaus auch auf die Montage von Nagelplattenbindekonstruktionen erstrecken. Das Gütezeichen Nagelplattenprodukte bürgt so für sichere, maßgenau hergestellte Verbindungen von Holzelementen mit einer Spannweite von bis zu 35 m sowie für die fachgerechte Montage gebäudespezifischer Tragsysteme von allerhöchster, dauerhafter Qualität. Gemeinnützig und solidarisch unterstützt der GIN seine Mitgliedsfirmen in allen Fragen, die sich im Hinblick auf technisch vorbildliche und wirtschaftlich vorteilhafte Einsatzmöglichkeiten von Nagelplatten am Bau ergeben. Zugleich ist der Interessenverband Ansprechpartner und Auskunftsquelle für Architekten, Hausbauunternehmen, Bauämter, Zimmerei-, Dachdecker- sowie weitere Handwerksbetriebe, die Nagelplatten und Nagelplattenprodukte bei der Verwirklichung unterschiedlichster Bauvorhaben konstruktiv verwenden. 1982 gegründet, gehört der GIN der Verbändegemeinschaft FORUM HOLZBAU an, hat seinen Sitz in Ostfildern bei Stuttgart und wird von Jochen Meilinger (1. Vors.), Kay-Ebe Schnoor (2. Vors.) und Thomas Schäfer (Geschäftsführer) vertreten. Weitere wissenswerte Informationen über Nagelplatten und -produkte sowie über den GIN als Interessenverband finden sich im Internet auf: http://www.nagelplatten.de Pressekontakt: Achim Zielke M.A. c/o Medienbüro TEXTIFY.de, Box 18 52, 53588 Bad Honnef, Tel.: 0 22 24/8 97 98 68, Fax: 0 22 24/96 80 22, E-Mail: gin@textify.de; im Auftrag des GIN, Gütegemeinschaft und Interessenverband Nagelplattenprodukte e.V., Geschäftsstelle: Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern, E-Mail: gin@nagelplatten.de, Web: http://www.nagelplatten.de (Ende) Aussender: GIN, Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und Interessenverband Nagelplatten e.V. Ansprechpartner: Achim Zielke M.A., abp Tel.: +49 (0) 22 24/8 97 98 68 E-Mail: gin@textify.de Website: www.nagelplatten.de