Wien (pts009/02.02.2018/09:40) – „Kreuzschmerzen“, also Beschwerden im unteren Rücken, nehmen den ersten Platz unter den chronischen Schmerzen in der Bevölkerung ein. Sehr oft werden sie nur ungenügend behandelt, so o.Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress, Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft und Leiter der Klinischen Abteilung für Spezielle Anästhesie und Schmerzmedizin. Der Grund: „Das Wissen über die Mechanismen des chronischen Schmerzes ist auch bei Behandlern nicht immer ausreichend und es fehlen oft allgemein anerkannte Behandlungsrichtlinien“, so Prof. Kress.
Tatsächlich sind „Kreuzschmerzen“ oft schwer korrekt zu diagnostizieren und therapieren, weil verschiedene Schmerzmechanismen zum Tragen kommen können: nozizeptive, in mindestens einem Drittel der Fälle neuropathische oder auch beide gemeinsam. „Selbst psychosoziale Faktoren spielen eine oft unterschätzte Rolle.“ Eine Gruppe internationaler Experten hat Empfehlungen zur multimodalen Behandlung von Rückenschmerz erarbeitet, die auf alle beteiligten Schmerzmechanismen zielen. Aus Österreich waren daran Prof. Kress und OA Dr. Wolfgang Jaksch, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft und Oberarzt am Wilhelminenspital Wien, beteiligt.
Sorgfältige Diagnose ein Muss
Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist eine sorgfältige Diagnose, die mit einem genauen Blick auf die Krankengeschichte und einer physischen Untersuchung beginnt. Dabei werden schwerwiegende Pathologien der Wirbelsäule ausgeschlossen, die eine ausführliche Abklärung durch einen geeigneten Spezialisten erfordern. Die meisten Patientinnen und Patienten leiden unter sogenannten nicht-spezifischen Kreuzschmerzen, die keiner bestimmten Pathologie zuzuschreiben sind. „Es wäre wichtig festzustellen, ob eine neuropathische Schmerzkomponente vorhanden ist, also das Nervensystem die Schmerzen nicht nur übermittelt, sondern aufgrund einer Schädigung selbst verursacht oder mitverursacht“, sagt Dr. Jaksch. Dabei werden die Ergebnisse der physikalischen und neurologischen Untersuchungen mit genauer Beurteilung der Schmerzqualität verbunden. Vor allem brennende oder elektrisierende Schmerzen, die auch in die Beine ausstrahlen, sind wichtige Hinweise für neuropathische Komponenten der Beschwerden. „Die Bildgebung mit CT oder MRT wird dagegen in ihrer Aussagekraft meist überschätzt“, so Prof. Kress.
Multimodale Behandlung
Da Rückenschmerzen so viele körperliche und psychosoziale Ursachen, Ausprägungen und Folgen haben können, ist es für Prof. Kress nur logisch, dass der Behandlungsansatz auf jeden Fall multimodal sein sollte. Da sowohl nozizeptive als auch neuropathische Schmerzkomponenten vorhanden sein können, ist die Kombination von schmerzstillenden Medikamenten mit verschiedenen nicht-medikamentösen Maßnahmen die geeignetste Behandlungsweise. „Eine individuell auf die Patienten zugeschnittene Kombinationstherapie ergänzt die Wirkung der Medikamente und erhöht deren Wirksamkeit, gleichzeitig kann deren Dosis reduziert werden. Das vermindert auch mögliche Nebenwirkungen“, erklärt Dr. Jaksch.
Zur pharmakologischen Behandlung von Rückenschmerzen kommt eine große Bandbreite von schmerzstillenden Medikamenten zum Einsatz – nichtsteroidale Antirheumatika, COX-2 Inhibitoren, Opioide, sowie bestimmte Antidepressiva und Antiepileptika. Die multimodale Therapie sollte zusätzlich auch nicht-medikamentöse Maßnahmen umfassen, etwa eine intensive Schulung der Patienten, damit sie besser über Schmerzentstehung und Risikofaktoren wie Bewegungsmangel und Stress Bescheid wissen. Sinnvoll sind auch, den internationalen Empfehlungen zufolge, psychotherapeutische Maßnahmen, zum Beispiel Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken, um mit Schmerz und Beeinträchtigungen besser umgehen zu lernen. Vielen Patienten helfen auch Bewegungs- und Sporttherapien mit maßgeschneiderten Übungen, etwa aus dem Kieser-Training, Pilates oder Yoga. Die manuelle Therapie und interventionelle Schmerztherapien sind weitere Optionen. „Nur bei wenigen und besonders sorgfältig ausgewählten Patienten mit einem chirurgisch angehbarem pathomechanischem Befund kann eine Operation hilfreich sein“, so Prof. Kress.
Quelle: Müller-Schwefe G, Morlion B, Ahlbeck K , Alon E, Coaccioli S, Coluzzi F, Huygen F ,Jaksch W, Kalso E, Kocot-Kępska M, Kress HG, Mangas AC, Margarit Ferri C, Mavrocordatos P, Nicolaou A, Hernández CP, Pergolizzi J, Schäfer M, Sichère P: Treatment for chronic low back pain: the focus should change to multimodal management that reflects the underlying pain mechanisms. Curr Med Res Opin. 2017 Jul;33(7):1199-1210. doi: 10.1080/03007995.2017.1298521. Epub 2017 Mar 22.
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