Gedenkfest für Hermann Nitsch in Mistelbach

St. Pölten (OTS/NLK) – Sie habe die Nachricht vom Tod Hermann Nitschs in Venedig erfahren, wo er bei einem fulminanten Eröffnungsabend seiner Ausstellung in Abwesenheit als Weltkünstler gefeiert worden sei, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am heutigen Donnerstag beim Gedenkfest für Hermann Nitsch im Nitsch Museum in Mistelbach. „Ich habe Hermann Nitsch als empathischen, belesenen, spirituellen und weltoffenen Menschen und Künstler kennengelernt, und ich bin sehr stolz darauf, dass er so sehr mit Niederösterreich verbunden war. In Prinzendorf hat er gelebt, gearbeitet und gefeiert, hier hat er Heimat verspürt“, betonte die Landeshauptfrau und erinnerte daran, dass 2007 viel Mut notwendig gewesen sei, das Nitsch Museum in Mistelbach zu eröffnen: „Damals hat Hermann Nitsch gesagt: ‚Ich weiß jetzt, wo ich hingehöre‘, und diese Worte hat er auch gelebt“. Jede Begegnung mit ihm sei ein unvergessliches Erlebnis gewesen, fuhr Mikl-Leitner fort: „Er war ein Künstler von Weltrang und zugleich ein Mensch, mit dem man das Leben feiern konnte. Er hat provoziert, aufgerüttelt, Bewusstsein geschaffen und überall auf der Welt die Menschen berührt und bewegt. Er hat eine Brücke zwischen seiner Kunst und den Menschen geschaffen. Er war Weltbürger und Weinviertler, weltoffen und geerdet zugleich“. Hermann Nitsch habe das Kulturland Niederösterreich bereichert, Mistelbach in die Welt getragen und die Welt nach Mistelbach gebracht. „Wir vermissen einen herausragenden Künstler, ein einzigartiges Genie, eine beeindruckende Persönlichkeit und einen ganz großen Niederösterreicher“, meinte die Landeshauptfrau und bedankte sich abschließend für seine Kunst, sein Leben und seine Verbundenheit mit Niederösterreich: „Sein Schaffen wird weiterwirken – hier in Mistelbach und in anderen Museen und Ausstellungshäusern, vor allem aber in unseren Herzen“. Klaus Albrecht Schröder, Generaldirektor der Albertina, sprach in seiner Laudation von einem der größten Künstler Österreichs, dessen Werk, nachdem es lange bekämpft worden sei, zuletzt einen Siegeszug um die ganze Welt angetreten habe. „Das Theater ist immer im Zentrum seiner Kunst gestanden, das Gesamtkunstwerk in seiner monumentalen Maßlosigkeit war Basis seiner Kunst. Hermann Nitsch war überzeugt, dass sich nur im Orgien-Mysterien-Theater seine Kunst zur Gänze entfaltet“, meinte Schröder und schloss, dass Nitsch mit dem Orgien-Mysterien-Theater Teil der Kunstgeschichte geworden und in den Olymp der großen Meister der Kunst eingetreten sei. Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien und Nitsch-Biographin, erinnerte an seine Jugend in einer Zimmer-Küche-Wohnung in Wien/Floridsdorf, an den 1944 gefallenen Vater, die Todesangst im Luftschutzkeller und seine gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Von den Jahren an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt zog sie in Folge einen Bogen über die Anfeindungen und ersten Erfolge bis in die Gegenwart: „Hermann Nitsch war eine Kapazität auch in der Philosophie, Religion und Geisteswissenschaft, ein Künstler, auf den Österreich zurecht stolz sein kann“. Musikalisch umrahmt wurde das Gedenkfest von der Klangvereinigung Wien, die sowohl einen Satz aus Hermann Nitschs Moskauer Symphonie als auch Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 7 zur Aufführung brachte. Nach einer Gesprächsrunde mit Rita Nitsch, Lorand Hegyi, Peter Kubelka und Elisabeth von Samsonow war auch eine abschließende Prozession am Dionysosweg in Begleitung der Blaskapelle Venkovanka vorgesehen.

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