Subjektive Wahrnehmung und Bauform können Eindruck der Blendung verstärken
Wien – In den vergangenen Jahren setzen in puncto Fahrzeug-Beleuchtung immer mehr Hersteller auf LED (Licht-emittierende Dioden). “Mit steigender Anzahl an Autos mit LED-Heckleuchten erreichen den ÖAMTC immer mehr Anfragen von Mitgliedern zu diesem Thema. Der Tenor: Man fühlt sich vor allem an Kreuzungen, wenn der Vordermann durchgehend auf der Bremse steht, stärker geblendet als bei Fahrzeugen mit herkömmlichen Rück- und Bremslichtern“, schildert ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl.
Der Club hat daher wissenschaftlich untersucht, ob eine stärkere Blendung durch LED objektiv messbar ist. “Grundsätzlich hat die Messung ergeben, dass LED nicht stärker blendet als eine Heckleuchte mit Glühlampe“, fasst der ÖAMTC-Experte zusammen. “Eine größere Sehbeeinträchtigung durch die Diodenlichter war nicht feststellbar.”
Dennoch gibt es zwei Gründe, wieso viele Menschen das Gefühl haben, von der LED-Technologie geblendet zu werden. Einerseits kann die subjektive Wahrnehmung der Blendung bei jedem Menschen stärker oder schwächer ausgeprägt sein. “Das hat auch damit zu tun, dass ein Bremslicht auf LED-Basis wesentlich schneller, sozusagen blitzartig, aufleuchtet, wenn der Vordermann bremst“, so Kerbl. “Bei einer Glühlampe dauert es ein wenig, bis die volle Leuchtkraft erreicht wird. Dieser Unterschied wird eventuell als stärkere Blendung wahrgenommen.”
Andererseits kann die Bauform der LED-Heckleuchte entscheidend dafür sein, ob der nachfolgende Fahrer sich geblendet fühlt. Der ÖAMTC-Techniker erklärt: “Ist die Heckleuchte so geformt, dass die Fläche, an der das Licht austritt, sehr klein ist, ist die Leuchtdichte an dieser Stelle sehr hoch. Das kann den Eindruck von Blendung hervorrufen.” Die tatsächliche Sehleistung wird dadurch aber nicht herabgesetzt, wie die ÖAMTC-Untersuchung mit 52 Probanden gezeigt hat.
Tipp des ÖAMTC-Experten: Nicht direkt ins Licht sehen
Wer sich geblendet fühlt, sollte sich konzentrieren, nicht direkt in die Leuchten der voranfahrenden Autos zu schauen. “Vor allem beim Warten an der Ampel empfiehlt es sich, bewusst am Vordermann vorbei zu blicken“, rät der ÖAMTC-Techniker.
Die Fahrzeughersteller sollten nach Meinung des ÖAMTC-Experten künftig auf adaptive Beleuchtung setzen, bei der die Lichtstärke automatisch den Gegebenheiten angepasst wird. “Es ist sinnvoll, beispielsweise bei schlechten Witterungsverhältnissen auch tagsüber mit voller Leuchtkraft unterwegs zu sein“, stellt Kerbl klar. “Im Dunkeln und bei an der Kreuzung stehendem Fahrzeug kann die Leuchtkraft hingegen reduziert werden.“