Wien (pts027/15.05.2017/14:01) – Auf der 43. Jahrestagung der österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie sowie der bayrischen Urologenvereinigung werden die neuesten Erkenntnisse sowie der State-of-the-Art der wissenschaftlichen Forschung präsentiert. Ziel ist es, das Wissen der Urologen im niedergelassenen und im Spitalsbereich für die tägliche Praxis auf den neuesten Stand zu bringen. Dominiert wird die thematisch äußerst breit gefächerte Veranstaltung von Neuerungen im Bereich urologischer Tumorerkrankungen.
Urologische Tumore sind heute wesentlich besser behandelbar als noch vor wenigen Jahren. In Abhängigkeit von der Tumorart ist heute Langzeitüberleben auch in fortgeschrittenen Stadien möglich, die früher in kürzester Zeit zum Tod geführt haben. Dies gilt insbesondere für Blasen- und Nierenzellkarzinome. „Verantwortlich für diese Erfolge sind Innovationen sowohl im Bereich der Diagnostik als auch im Bereich der Behandlung“, betont Tagungspräsident Univ.-Doz. Dr. Michael Rauchenwald, Vorstand der Abteilung für Urologie und Andrologie im Donauspital Wien – SMZ Ost Wien, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Auch im Bereich des Prostatakarzinoms gibt es immer neue, verfeinerte Diagnoseverfahren und innovative Therapien.
Übertherapie vermeiden
„Für diese neuen, vielfach sehr kostspieligen Optionen muss erst geklärt werden, in welcher Situation bzw. bei welchem Patienten ihr Einsatz tatsächlich notwendig und angemessen ist. Nicht alles, was machbar ist, ist auch sinnvoll“, erklärt Doz. Rauchenwald. „Es wird nicht nur aus medizinischen, sondern auch als ethischen und gesellschaftspolitischen Überlegungen notwendig sein, hier klare Richtlinien und Strategien zu entwickeln, um Übertherapien zu vermeiden.“
Rehabilitation
Positiv bewertete der Experte, dass in der Uroonkologie der Stellenwert einer Anschlussheilbehandlung (Rehabilitation) erkannt wird. Dazu gehören nicht zuletzt auch psychologische Betreuung sowie Beratung bezüglich Bewegung und Ernährung, um den Patienten umfassend zu unterstützen und seine Lebensqualität sowie seine Alltagskompetenz zu stärken.
Sexualität und Zufriedenheit
„Im Rahmen dieser internationalen Tagung wird die German Male Sex Study vorgestellt, eine Untersuchung an 45-jährigen Männer in Deutschland“, berichtet Prim. Univ.-Doz. Dr. Eugen Plas, FEBU, FECSM, Abteilung für Urologie, Hanusch-Krankenhaus, Wien. Sie zeigt, dass Männer mit Erektionsstörungen wesentlich unzufriedener mit ihrem Körperimage sind sowie geringeres sexuelles Selbstbewusstsein und geringe Wahrnehmung ihrer eigenen Männlichkeit empfinden als jene ohne Erektionsstörungen. Gleichzeitig war auch ein Resultat dieser Untersuchung, dass die Ausbildung in Deutschland zur Abklärung sexueller Beeinträchtigungen bei jungen urologischen AssistentInnen anhand eigener Angaben nicht ausreichend war, wobei gerade die weiblichen Kolleginnen hierzu mehr Lehre und Weiterbildung wünschten.
Darüber hinaus werden im Rahmen der Tagungen Neuerungen zur Behandlung von Erektionsstörungen mittels Stoßwellentherapie sowie der Verkrümmung des Penis durch Injektion von Kollagenasen besprochen und deren Ergebnisse vorgestellt, weiters Umwelteinflüsse und deren potentielle negativen Auswirkungen auf die männliche Zeugungsfähigkeit.
Harninkontinenz und Reizblase
„Basierend auf großen, aussagekräftigen Studien im Großraum Wiens konnten wir errechnen dass in Österreich derzeit etwa knapp eine Million Menschen (810.000 Frauen und 180.000 Männer) leben, die zumindest gelegentlich unfreiwillig Harn verlieren“, weiß Prim. Univ.-Prof. Dr. Stephan Madersbacher, Abteilung für Urologie, Kaiser-Franz-Josef Spital, Sigmund Freud Privatuniversität, Wien. Von einer Reizblase sind 540.000 Frauen und 290.000 Männer betroffen. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit, an einem unfreiwilligen Harnverlust oder einer Reizblase zu erkranken, kontinuierlich an. „Aufgrund der älter werden Bevölkerung werden diese beiden Erkrankungen nicht zuletzt aus sozioökonomischer Sicht eine zunehmende Herausforderung darstellen“, warnt Prim. Madersbacher. Um diese bewältigen zu können, müssen verschiedene Strategien verfolgt werden. Dazu gehören unter anderem Verbesserungen der Ausbildung vor allem niedergelassener Ärzte sowie der Versorgungsstrukturen, aber auch eine Steigerung des Bewusstseins in der Bevölkerung über Ursachen und mögliche Vorbeugemaßnahmen.
Weitere Infos: http://www.uro-tagung.at
Audiobeiträge vom Pressegespräch anlässlich der Jahrestagung: http://o-ton.at/component/mfoton/5996?view=content (kostenlose Registrierung für JournalistInnen)
Bilder vom Pressegespräch (© Franz Johann Morgenbesser): https://www.flickr.com/photos/vipevents/sets/72157683569277585
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