Düsseldorf/Linz (pts001/08.12.2017/09:00) – Der Weltmeister von 1990 spricht mit bet-at-home.com ausführlich über die Chancen auf die WM-Titelverteidigung des DFB und geht dabei auf Fragen rund um die schwierigsten Gegner, spannendsten Gruppen und mögliche Alternativen bei einem Neuer-Ausfall ein. Darüber hinaus verrät uns der 51-Jährige seine kritische Meinung zur WM-Vergabe nach Russland sowie zum aktuellen Doping-Skandal, ebenso seine Sicht zum WM-Austragungsort Katar im Jahr 2022.
Herr Thon, wie spannend wird die WM-Gruppenphase? Interessante Konstellationen wie unter anderem Portugal vs. Spanien, Belgien vs. England, Deutschland vs. Schweden werden den Fans in den Stadien und zuhause ein Fußballfest bieten.
Würden Sie von einem Losglück für Deutschland sprechen? Von Losglück zu sprechen, wäre den anderen Mannschaften gegenüber nicht gerechtfertigt. Jedes Team hat sich durch die Qualifikation gekämpft und sich so für die WM in Russland qualifiziert. Dass man bereits in der Vorrunde Topnationen wie Spanien und England aus dem Weg geht, ist sicherlich nicht von Nachteil. Allerdings: Wer Weltmeister werden will, muss imstande sein, jedes Team zu schlagen.
Wie schätzen Sie nach der Auslosung die Chancen des DFB ein? Auch dahingehend, dass es aus Gruppe F noch nie einen Weltmeister gab… Als amtierender Weltmeister sind wir natürlich einer der heißesten Favoriten auf den WM-Titel in Russland. Bereits im Achtelfinale drohen extrem starke Gegner wie Brasilien oder die Schweiz. Wenn es aus Gruppe F noch nie einen Weltmeister gab, sollte das deutsche Team das Erste sein, dem es gelingt.
Welche Mannschaft könnte in der Vorrunde Deutschland am gefährlichsten werden? Ich denke mit Schweden und Mexiko haben wir zwei sehr ernst zu nehmende Gegner in unserer Gruppe. Durch die erfolgreiche Qualifikation von Schweden gegen Italien hat das Team von Janne Andersson schon für die erste Überraschung gesorgt. Als aktuell Weltranglisten-Erster sind wir jedoch der klare Favorit in der Gruppe. Aber keines der Gruppenspiele wird ein Selbstläufer. Jedes Team wird unserer Mannschaft alles abverlangen.
Welche Gruppe ist Ihrer Ansicht nach die spannendste? In meinen Augen ist die Gruppe D die spannendste und ausgeglichenste Gruppe bei dieser WM. Bei einer Endrunde ist es aber auch immer spannend zu sehen, wie die einzelnen Mannschaften im Turnierverlauf über sich hinauswachsen. Daher ist auch vermeintlich kleineren Nationen eine Chance aufs Weiterkommen durchaus einzuräumen.
Welche Mannschaften sind die Hauptkonkurrenten für Deutschland auf den Turniersieg? Neben Deutschland gibt es einige Teams die das Zeug dazu haben, den Titel zu gewinnen. Ich sehe für Spanien, Frankreich und Portugal sehr gute Chancen. Aber auch die südamerikanischen Teams wie Brasilien und Argentinien zählen zu den Hauptkonkurrenten für das deutsche Team.
Ihre Einschätzung: Wie wird der WM-Kader 2018 von Joachim Löw aussehen? Könnte es hier noch zu Überraschungen kommen? Unser Bundestrainer ist immer für eine Überraschung gut. Das hat die Vergangenheit gezeigt. Jogi Löw hat im Vergleich zu anderen Nationen die Qual der Wahl. Der Pool an potentiellen Kandidaten für die Nominierung zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland ist so groß, wie nie zuvor. Er wird meines Erachtens auf Spieler mit der nötigen Erfahrung, Spielintelligenz, Frische und Flexibilität setzen und das Team bestens auf das Turnier und große Ziel vorbereiten. Wir müssen uns um den deutschen Kader überhaupt keine Sorgen machen.
Wie schätzen Sie die Situation rund um Manuel Neuer ein, wird er bis zur WM 2018 fit sein? Manuel hat in den vergangenen Jahren seine einzigartige Klasse unter Beweis gestellt. Ich bin zuversichtlich, dass er bis zum Turnier wieder zu 100 Prozent fit ist. Wir dürfen aber auch die Qualität der nächsten Generation nicht außen vorlassen. Mit Marc André ter Stegen steht immerhin der Stammtorhüter vom FC Barcelona parat. Er hat bewiesen, dass er in der Lage ist auf höchstem Niveau zu spielen. Bei der T-Frage mache ich mir grundsätzlich keine Sorgen.
Für unsere Bookies ist Deutschland der Top-Favorit auf den Turniersieg. Sind Sie auch so sehr vom Gesamtsieg der Nationalelf überzeugt, dass Sie sogar eine Wette auf Deutschland platzieren würden? Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland sehr weit kommen wird. Ich werde wieder auf das deutsche Team wetten. Auch 2014 habe ich auf Deutschland gewettet, obwohl die Quote nicht überragend war.
Räumen Sie eventuell auch einem Außenseiter Chancen ein bzw. wie würde Ihre Quotenverteilung auf die Länder aussehen? Es kann sicherlich die eine oder andere Überraschung in der Gruppenphase geben. Aber bei großen Turnieren setzen sich immer Mannschaften mit höchster Qualität durch. Daher rechne ich nicht mit einem Außenseitersieg bei der WM in Russland. Wenn ich mir Ihre Quotenverteilung so ansehe, bin ich ganz bei Ihnen. Meine Quoten würden wohl ähnlich aussehen. (Anm.: Die WM-Quoten finden Sie unter: bet-at-home.com/de/sport)
Was sagen Sie zur Aufstockung der WM-Teilnehmer ab 2026 von 32 auf 48? Die Aufstockung der WM-Teilnehmer ab der WM 2026 bedeutet für jeden Akteur mehr Aufwand: Für die FIFA, die Nationen, Vereine, Spieler und alle direkt Beteiligten. Es ist fraglich, ob das Turnier bei einer so großen Teilnehmerzahl noch attraktiv bleibt und wir können gespannt sein, welche Reaktionen diese Entscheidung bei den Zuschauern hervorruft. Zudem kann es passieren, dass neben der Attraktivität des Turniers auch das sportliche Niveau stark nachlässt. Die Auswirkungen sind derzeit in meinen Augen noch nicht zu abzusehen.
Was sagen Sie zur aktuellen Staatsdoping-Affäre Russlands? Welche Rolle spielt Doping im Fußball? Durch die jüngste Entscheidung des IOC die russischen Athleten (mit Ausnahmen) für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang auszuschließen, hat Herr Bach ein wichtiges Ausrufezeichen im Kampf gegen Doping gesetzt. Der Akteur, der am meisten unter diesem Skandal zu leiden hat, ist tragischerweise der Sport selbst. Wenn man nun den Bogen zum Fußball spannt, lassen sich einzelne Verstöße feststellen. Was solche „Sportler“ mit der Entscheidung zu dopen sich selbst und ihrem Körper antun, bleibt ihnen überlassen. Aber den größten Schaden richten sie in ihrer Mannschaft, dem Verein und schließlich dem gesamten Sport an.
Wie kommentieren Sie generell die Vergabe der WM nach Russland 2018? Die Vergabe der WM 2018 nach Russland hat, ebenso wie die Ausrichtung der WM 2022 in Katar, für Aufsehen gesorgt. Angesichts der politischen Situation in Russland, der Krim-Krise und Menschenrechtslage verwundert die Entscheidung für Russland durch den damaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter im Dezember 2010 sehr. Dass es hierbei nach Aussagen von Blatter zu Absprachen über Stimmen vor der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft gekommen sei, ist nicht im Sinne des Sports und der Demokratie. Die Zuschauer aus aller Welt, in den Stadien und zuhause vor dem Fernseher, werden von Russland und den dortigen politischen Verhältnissen vermutlich nur wenig mitbekommen. Stattdessen wird sich Russland während der Austragung von seiner besten Seite zeigen.
Was halten Sie von der WM-Austragung im Winter 2022 in Katar? Die WM 2022 in Katar wird allein aufgrund der Jahreszeit für die beteiligten Akteure eine massive Umstellung. Die Spielpläne der einzelnen Nationen müssen ebenso angepasst werden wie die Organisation des europäischen Wettbewerbs. Die Vergabe stand ähnlich wie die Vergabe nach Russland in der Kritik. Die vor Ort herrschenden Arbeitsbedingungen auf den Stadion-Baustellen, insbesondere für Gastarbeiter aus Nepal, sind nicht menschenwürdig. Medienberichten zufolge kam es beim Stadionbau bereits zu mehreren Todesfällen. Aufgrund der fehlenden Fußball-Tradition von Katar ist die Ausrichtung des weltweit größten Fußballturniers am Persischen Golf auch eine Integritätsfrage des Fußballsports.
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