Radstadt (pts015/26.09.2019/10:10) – Der „Hiasl“ kam jede Nacht um zehn Uhr über den Fischerbühel heraufgekeucht. Dann machte eine Runde durch die Stadt, stimmte an den vorgeschriebenen Plätzen sein Lied an und machte unzählige Verbeugungen, so als ob er den Teufel verscheuchen wollte. Das Treiben wiederholte sich dann zu mitternächtlicher Stunde, später um zwei Uhr und noch einmal in den frühen Morgenstunden.
Bekleidet war der Nachtwächter Hias mit einem schnupftabakbraunen Havelock, einem Wetterkragen, über dem ein zweiter, viel kürzerer Kragen hing. Dazu hatte er eine Hellebarde an der Hand und eine Petroliumlaterne in der anderen, die er mit Spagatschnur in der Balance zu halten wusste und so für ein wenig Licht auf dem Weg sorgte. So schlurfte er wie ein Nachtgespenst durch den Ort, dem Schnaps nicht abgeneigt, was zur Folge hatte, dass er des Öfteren auf einer Bank einschlief.
Aus der Radstadt-Chronik geht hervor, dass Gemeindebürger am 9. August 1947 einen Antrag auf Einstellung eines neuen Nachtwächters einbrachten, da sich die Diebstähle nach dem Krieg mehrten und die Sperrstunden nicht mehr eingehalten wurden. Doch da die Bezahlung immer schlechter wurde und die gebührende Anerkennung der Stadtbewohner ausblieb, fand sich bald niemand mehr für den Job, der sodann mit seinen vielen Anekdoten selbst zur Legende wurde.
Führungen durch 800 Jahre Geschichte
Dieter Pflüger, ein früherer Gymnasialprofessor, hat die Nachfolge des seligen Hiasl angetreten. Vor einigen Jahren belebte der Hobby-Historiker und begeisterte Radstädter die jahrhundertealte Tradition des Nachtwächters mit geführten Rundgängen um die historische Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert, vorbei an Stadtteich und Wehrgraben sowie an den drei sehenswerten Wehrtürmen aus dem 16. Jahrhundert und der Burg, dem ehemaligen Kapuzinerkloster.
Radstadt hält seit 1289 das Stadtrecht und ist somit nach Salzburg die älteste Stadt des Landes. Die seit Urzeiten besiedelte Erhebung am Fuße der Radstädter Tauern verfügt nicht nur über eine mächtige und weitgehend intakte Stadtmauer, markant sind auch der hohe Turm der Stadtpfarrkiche aus dem 14. Jahrhundert oder die „Alte Schmiede“, das einzige Haus, das zur Innenstadt gehört, aber – wegen mehrerer großer Stadtbrände – vor die Stadtmauern ausgesiedelt wurde.
Highlight sind allerdings die drei Stadttürme, die nach den Bauernkriegen 1525/26 von den besiegten Bauern zur Strafe erbaut werden mussten. Heute dient der Kapuzinerturm als Museum mit dem Schwerpunkt „Bauernkriege“. Vor dem Teichturm findet man noch einen Teil des Stadtgrabens, im Inneren wurde im vergangenen Jahr nach vielen Jahren wieder ein Kino eröffnet. Nur der Hexenturm harrt noch einer neuen Bestimmung – Anregungen sind willkommen.
Route vom Teichturm zur Lichtsäule
Die etwa einstündige Nachtwächter-Route führt vom Teichturm zur alten Schmiede an der Stadtmauer, zum Kapuzinerturm mit seinem spätgotischen Dachstuhl und der Ausstellung über das Ackerbürgertum. Durch das Metzgerloch führt der nächtliche Rundgang zum neu gestalteten Stadtplatz. Unterwegs überraschen Weisenbläser mit einem Ständchen an der südlichen Stadtmauer. Den krönenden Abschluss bilden die gotische Lichtsäule sowie Orgelmusik von Radstadts berühmtestem Komponisten, Paul Hofhaimer, in der Stadtpfarrkiche. Mit einem Glas Punsch klingt die rund einstündige Führung genussvoll aus.
Radstadt am Tauern
Die historische Kleinstadt im Herzen von Ski amadé ist eine Entdeckung wert. Die Geschichte hat in Radstadt viele Spuren hinterlassen, auffindbar zwischen alten Stadtmauern, Kirchen, Grüften und Klöstern. Noch im tiefsten Mittelalter entwickelte sich Radstadt zu einer blühenden Handelsstadt. In den Bauernkriegen machte sich die strategisch günstige Lage mitten im Salzburger Ennstal und an der Pass-Straße über den Radstädter Tauern bezahlt. Ein Hauch dieser Vergangenheit umgibt die Besucher, wenn sie mit dem Radstädter Nachtwächter „auf Tour“ gehen. http://www.radstadt.com
Mit dem Nachtwächter durch Radstadt
Termine Winter 2020: Freitag, 3.1. und jeweils Mittwoch, 15.1., 29.1., 12.2. und 29.2., jeweils 18 Uhr und 11.3. und 8.4. 2020, um 20 Uhr. Ski-Pauschale: 7 Übernachtungen inkl. HP und 6-Tages-Skipass Ski amadé ab 519 Euro p.P.
Weitere Informationen: Tourismusverband Radstadt A-5550 Radstadt, Stadtplatz 17 Tel.: +43 (0) 6452 7472 Web: http://www.radstadt.com
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Aussender: Tourismusverband Radstadt Ansprechpartner: Peter Krismer Tel.: +43 6452 7472 E-Mail: p.krismer@radstadt.com Website: www.radstadt.com