Wien (OTS) – Es gibt ein Paradies in zarten Pastelltönen, in dem immer die Sonne scheint, in dem alle Spaß haben und immer fröhlich sind. Leider hat niemand unter 55 Jahren Zutritt zu diesem Garten Eden. „The Villages“ heißt die mit 160.000 Einwohnerinnen und Einwohnern größte Seniorinnen- und Seniorensiedlung der Welt. Und täglich kommen 20 neue Bewohner/innen hinzu, in dieses exklusive „Disneyland“ für ältere Menschen in Florida. „The Bubble“ nennt Regisseurin Valerie Blankenbyl ihren vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens konfinanzierten Dokumentarfilm aus dem Jahr 2021 über ein vermeintliches Pensonisten-Märchen, das sich mehr und mehr als Dystopie herausstellt – zu sehen in „Dok 1“ am Mittwoch, dem 10. August 2022, um 20.15 Uhr in ORF 1. Mehr zum Inhalt: Die Seniorinnen und Senioren in „The Villages“ sind hochzufrieden. Fast immer. Denn ständig gibt es etwas zu tun, entweder auf einem der mehr als 50 Golfplätze, bei den Vorbereitungen zum Oktoberfest für die deutsche Einwanderergemeinde, beim Cheerleading oder beim Tanz. Und Alkohol fließt auch in Strömen. Doch das Leben hier ist streng reglementiert: Eine rein weiße Gemeinde, vornehmlich Trump-Wähler. Die Rasenflächen um das Eigenheim werden manikürt, Verstöße geahndet. Der Tod wird hier ausgeblendet, Leichen werden schnellstens ausgeflogen, denn es gibt keinen Friedhof in „The Villages“. Wer krank wird oder dement, passt nicht in die Community – und wird in ein Heim am Stadtrand verlagert. Es gibt hier nur den Moment, kein Morgen – so kümmert sich auch niemand um die Öko-Katastrophe, die hier produziert wird: All die Pools und Golfplätze verbrauchen Unmengen an Wasser, immer tiefer sinkt der Grundwasserspiegel, Trinkwasser wird in ganz Florida zusehends knapp. Junge Menschen werden hier ausgeschlossen, unter 55-Jährige dürfen „The Villages“ nur wenige Tage im Jahr besuchen. All der Spaß, all das Antrinken gegen ein Leben ohne Aufgaben, fordert seinen Tribut – Alkoholismus und eine hohe Rate an Geschlechtskrankheiten. Valerie Blankenbyl schildert ein Leben unter dem Glassturz, das gleichgültig macht gegenüber allem, was sich „da draußen“ so abspielt. Sie erzählt von Alterssegregation, von der Ego-Generation der Babyboomer, von einem sinnentleerten Leben – und einem Gesellschaftsmodell, das auch in Europa Schule machen könnte: wenn die ersten „Villages“ hier errichtet werden.
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