Fresach (pts012/21.05.2021/12:15) – Für die Arbeiterkammer Österreich hat die Corona-Pandemie die Grenzen der globalisierten Welt aufgezeigt. Mit Lockdowns, der Einschränkung der Bewegungsfreiheit und neuen Grenzkontrollen mitten in Europa wurden plötzlich Produktionswege unterbrochen und Just-in-Time-Lieferungen verunmöglicht. Medikamente und Schutzmasken wie Handschuhe fehlten, weil deren Produktion längst nach Asien abgewandert ist.
„Was wir jetzt brauchen, ist eine andere, neue Globalisierung“, schlussfolgerte Valentin Wedl, Experte der AK Wien für die EU und Internationales, am Freitag bei den Europäischen Toleranzgesprächen im Kärntner Bergdorf Fresach http://www.fresach.org . Um diese längst fällige Forderung zu unterstreichen, hat die Arbeiterkammer mit dem ersten „Globalisierungskompass“ eine Orientierungshilfe für eine gerechte Weltwirtschaft herausgebracht. Es ist eine Premiere für Fresach, ebenso wie für Österreich – die erste institutionelle Gesamtschau auf die globalisierte Wirtschaftswelt.
Das Dokument listet auf über 70 Seiten penibel auf, was alles zu tun ist, um die – nicht erst seit Corona – aus den Fugen geratenen, immer stärker digitalisierten und multinational transformierten Wertschöpfungsketten wieder so zu ordnen, dass sie für alle Menschen taugen. Über 30 Autoren bringen ihre Gedanken und Vorschläge ein. Kapitel wie „Das oberste Zehntausendstel und wir“, „Höchste Zeit für eine globale Finanztransaktionssteuer“ oder „Warum der Welthandel zur Klimakrise beiträgt“ bergen ausreichend Zündstoff für die öffentiche Diskussion.
„Die Globalisierung hat viele Fortschritte und Annehmlichkeiten gebracht. Wir müssen unseren Blick aber auch auf die vielen Schattenseiten richten – egal, ob in den reicheren oder ärmeren Ländern. Und es muss uns jetzt gelingen, dass die Globalisierung, indem wir sie fair gestalten, vom Teil des Problems zum Teil der Lösung wird“, erläuterte Wedl in Fresach. Der „AK Globalisierungskompass“ biete einen kompakten Überblick, wo die Problemfelder liegen und zeigt Wege auf, wie eine gerechtere Weltwirtschaft gelingen kann.
Schluss mit unfairen Wettbewerbsbedingungen
Multinationale Konzerne, die weniger Steuern zahlen als das Café ums Eck, immer stärker unter Druck kommende Arbeitsrechte, die fortschreitende Klimakrise: Alles Phänomene, die auch auf das Konto der Globalisierung gehen. „Wir müssen unfairen Wettbewerbsbedingungen auf Kosten von Mensch und Klima Einhalt gebieten. Das derzeitige Regelwerk hilft uns aber nicht, diese globalen Herausforderungen zu bewältigen“, meinte Wedl, für den die aktuelle Globalisierungspolitik „misslungen“ ist.
Mit der Aufarbeitung der Corona-Folgen gibt es jetzt eine neue Chance zu fairen und gerechteren Wirtschaftsbedingungen: „Ein internationales Lieferkettengesetz, soziale Klauseln in Handelsverträgen, ein gut ausgebauter Wohlfahrtsstaat – das sind nur drei Vorschläge von vielen, wie eine Globalisierungspolitik für die Vielen, nicht nur für die Wenigen aussehen muss“, resümierte der AK-Experte und betonte: „Es ist Zeit, in eine breite öffentliche Debatte einzusteigen.“
„Wir wollen Mut machen für eine gerechte Weltwirtschaft. Fairness ist dabei das oberste Prinzip. Und die Globalisierung muss schlussendlich vom Teil des Problems zum Teil der Lösungen werden“, fasste Wedl zusammen.
Service: Der „AK Globalisierungskompass“ steht auf pressetext zum Download bereit und ebenso auf der AK-Webseite: http://www.arbeiterkammer.at/globalisierungskompass
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